Streiten will gelernt sein

Nahezu alle jungen Mütter und Väter kennen die Situation von Spielplatzbesuchen: Soeben noch spielten die lieben Kleinen verträglich miteinander im Sand und plötzlich herrscht großes Geschrei. Schon fließen die ersten Tränen und kleine Hände heben drohend ihre Sandschaufeln. Hat Benno etwa schon wieder alle Sandkuchen der anderen Kids brachial zerstört? Oder hat die kräftige Amelie dem zierlichen Samuel mal eben den Bagger entrissen, mit dem er gerade so hingebungsvoll spielte? Ach so, der Bagger gehört eigentlich Amelie und sie hatte ihn „nur kurz“ ausgeliehen. Und Benno beschwert sich heulend, er hätte die Sandkuchen nur zertreten, weil Svenja und Finn ihn zuvor nicht mitspielen ließen. Tja, Krieg und Frieden liegen bei Kindern nah beieinander. Und immer eine möglichst gerechte Lösung zu finden ist gar nicht so einfach.

Eingreifen oder nicht?
Aber Streit gehört nun einmal zum Aufwachsen dazu und nur durch Streit kann man lernen, wie Konflikte entschärft und gelöst werden können. Und auch wie man sich danach wieder versöhnt. Ab wann sollen Eltern eingreifen? Und wie sieht die Konfliktlösung aus? Oft gilt: nicht immer sofort einmischen (es sei denn, die Situation birgt eine echte Verletzungsgefahr), sondern erst mal kurz beobachten, wie die Kinder reagieren und ob sie selbst eine Lösung finden. Gerade bei Kleinkindern dauert es meist nicht lange und alle spielen wieder so einträchtig miteinander, als wäre nie etwas geschehen.

Löst sich der Streit jedoch nicht von alleine oder droht er zu eskalieren, ist das Kräfteverhältnis völlig ungleich oder schließen sich mehrere Kinder gegen ein einzelnes Kind zusammen, um nur einige Situationen zu nennen, muss ein Erwachsener eingreifen. Jedoch nicht als großer Entscheider, sondern eher als Moderator. Versuchen Sie, zusammen mit den Kindern eine Lösung des Streitproblems zu finden. Jüngere Kinder müssen Sie dabei mit Vorschlägen unterstützen, älteren Kindern fallen meist eigene Wege ein. Spätestens ab dem Kindergartenalter werden auch klare Steit-Regeln gut verstanden: Nie alle gegen einen, keine Großen gegen Kleine, Hauen und Treten ist verboten, Gemeinheiten und Schimpfworte sind nicht erlaubt usw.

Und noch ein Tipp, der ganz besonders schwerfällt, wenn es um den eigenen Nachwuchs geht: Neutralität bewahren! Wer immer sein eigenes Kind in Schutz nimmt und selbst bei groben Verstößen nur entschuldigend flötet: „Er ist halt ein kleiner Wilder“ tut seinem Kind auf Dauer keinen Gefallen. Streiten heißt nämlich, sich auseinanderzusetzen und nicht, sich auf Kosten anderer durchzusetzen.